Zum Auftakt in Frankfurt

Bischof Kohlgraf erwartet vom Synodalen Weg konkrete Ergebnisse

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erwartet von der am heutigen Donnerstag beginnenden vierten Vollversammlung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg konkrete Ergebnisse. In einem Interview der Zeitschrift "Publik-Forum" zeigte er sich zuversichtlich, "dass wir einen Teil der Ernte einfahren werden". Zugleich gehe er mit gemischten Gefühlen nach Frankfurt: "Es wird auch sehr aufreibend. Drei Tage lang stimmen wir im Minutentakt ab."

Er erwarte Änderungen im seelsorglichen Umgang mit homosexuellen Paaren. Es sei für ihn "keine Frage, dass es auch in außerehelichen Partnerschaften Sinndimensionen gibt, die ich segnen kann", sagte Kohlgraf. "Da stehe ich auf dem Boden einer soliden Theologie." Man könne nicht "Halbsätze aus der Bibel, die sich auf Homosexualität und deren Bewertung beziehen", als "ewig gültiges Wort Gottes" behandeln, ohne den Hintergrund zu berücksichtigen. Er wünsche sich mehr Differenzierung und einen "exegetischen Blick". Sollte das Reformpapier zu Homosexualität scheitern, müsse man sich fragen, "welche Botschaft wir damit aussenden".

Kohlgraf verwies zudem in einem Interview der "Kölnischen Rundschau" auf Aussagen des verstorbenen Freiburger Moraltheologen Eberhard Schockenhoff, wonach sich die kirchliche Diskussion zu sehr auf den Sexualakt konzentriert. Sexualität habe weit mehr Dimensionen wie Vertrauen, Treue, Identitätsfindung, Sinnfindung und Partnerschaft. "Ich hoffe, dass auch das kirchliche Lehramt diese Dimensionen entdeckt", sagte Kohlgraf.

Die Argumente für die Öffnung aller Weiheämter für Frauen könne er "gut mittragen", sagte Kohlgraf. Allerdings sei nicht damit zu rechnen, dass sich in diesem Punkt in absehbarer Zeit etwas ändere. "Es wäre schon einiges gewonnen, wenn wir in die Weltkirche hinein vermitteln könnten, dass es im Neuen Testament Hinweise gibt, dass sich die Ämterfrage auch ganz anders hätte entwickeln können", sagte Kohlgraf. Kein Bischof werde aber "einen kirchenspalterischen Akt vornehmen".

Zur Frage, ob der frühere Papst Johannes Paul II. die Tür für ein Frauenpriestertum zugemacht habe, sagte Kohlgraf der "Rundschau": "Das wollte er, und ich akzeptiere auch, dass ein Papst, der das für notwendig hält, so handelt. Aber die Begründungen für diese Entscheidung sind theologisch, vorsichtig gesagt, zumindest zu erweitern, und dann kann ich auch noch einmal über die Entscheidung sprechen." Johannes Paul II. hatte 1994 in einem lehramtlichen Schreiben erklärt, dass die katholische Kirche "keinerlei Vollmacht" habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden.

Weitere "Stoppschilder" aus Rom erwarte er eher nicht, sagte Kohlgraf. Als Erfolg wertete der Bischof, dass sich das Thema sexueller Missbrauch in allen Grundlagentexten und Handlungsempfehlungen widerspiegele. Zudem habe der Synodale Weg wichtige Akzente gesetzt. "Es ärgert mich schon, wenn ich sehe, dass andere Bischofskonferenzen diese Frage einfach aussitzen, während wir verdächtigt werden, nicht mehr katholisch zu sein."

Zum Thema Missbrauch sagte Kohlgraf: "Bei einer Kirche ist die moralische Fallhöhe besonders hoch. Wir sind mit einem enormen moralischen Anspruch aufgetreten und haben Normen bis in den sexuellen Bereich hinein aufgestellt. Das fällt uns jetzt auf die Füße." Bei vielen Betroffenen sei ein Grundvertrauen zerstört worden, "bis hin zum Glauben an Gott".

Dies liege auch am Priesterbild der Kirche. Einige charismatische Persönlichkeiten hätten ihre Machtposition ausgenutzt. Oft hätten geweihte Personen als "etwas Höheres" gegolten. Diese "sakralisierte Erhöhung des Priesters" sei spezifisch katholisch.

Auch die im Herbst erwartete Missbrauchsstudie im Bistum Mainz werde "Menschen tief erschüttern". Kohlgraf, seit 2017 Mainzer Bischof, sagte: "Bischöfe hatten die Opfer nicht im Blick." Er fügte hinzu: "Aber das ist nicht alles, was über das Lebenswerk eines Kardinal Höffner oder Meisner in Köln zu sagen ist. Oder über die 33 Amtsjahre von Karl Kardinal Lehmann in Mainz."

KNA